Kritik: „A Rainy Day in New York“ – Woody Allen

6 mins read
Woody Allen steht momentan wieder im Fokus – und auch diesmal hat es mit den persönlichen Anschuldigungen gegen den Regisseur zu tun. Schon 2017 wurde “A Rainy Day in New York” abgedreht und sollte einer von von insgesamt vier sein, die Allen in Kooperation mit Amazon Studios inszenieren sollte. Durch seine vermeintlichen Missbrauchsvorwürfe kippte der Großkonzern den Deal mit ihm, weswegen sein neuestes Werk zunächst gar nicht in den USA erschienen soll. Hierzulande kommen wir doch in den Genuss uns von seinen neuesten Film demnächst ein eigenes Bild zu machen.
5938330.jpg-r_1280_720-f_jpg-q_x-xxyxx.jpg
Gatsby (Timothée Chalamet) und Ashleigh (Elle Fanning)
Woody Allen fährt für “A Rainy Day in New York” mit einer komplett neuen Besetzung auf, mit der er hofft, die Kinogänger von seinem neuesten Streifen auf eine solche Art und Weise zu begeistern, wie es einst mal der Fall war. Jedoch ist stets bekannt, dass meisten nur jeder zweite, wenn nicht sogar dritte Film von ihm gelingt, weswegen die Zuschauer weitaus nicht mehr das Vertrauen wie früher in ihn haben. Wenn sein neuester Film jedoch eines ist, dann auf jeden Fall nostalgisch. Wie für den Amerikaner üblich, enthalten seine Werke stets immer eine Prise Romantik und vor allen Dingen Melancholie. Ein genialer Schachzug war es von Allen’s Seite aus den Jungschauspieler Timothée Chalamet mit ins Boot zu holen, der zu den neuesten Hearththrobs Hollywood zählt. Er spielt seine Rollen stets theatralisch, immer mit einer gewissen Portion Poesie, weswegen es wirkt, als würde er Hamlet oder ein anderes Stück von Shakespeare vortragen. Prinzipiell passt er in die Rolle des Protagonistin Gatsby auch fabelhaft hinein und ist die einzige Figur mit dem der Zuschauer eine Verbindung aufbauen kann, hintenrum überspitzt er jedoch seine Performance ein wenig zu sehr.
a-rainy-day-in-new-york-image-1.jpg
Gatsby (Timothée Chalamet) trifft auf Kindheitsfreundin Shannon (Selena Gomez)
Und das gilt leider für den ganzen Cast: Obwohl sich viele bekannte Hollywoodgrößen in die Handlung von “A Rainy Day In New York” einreihen, kommt es dem Zuschauer doch so vor, als würden sie allesamt bloß die Regieanweisungen ablesen und sich in keinster Weise Mühe dafür geben, auch nur einen winzigen Beitrag zum Ensemblefilm dazuzugeben. Besonders heraus sticht da Elle Fanning, die fürchterlich spielt und man sich im Verlauf des Films immer mehr fragen muss, wie gerade sie es geschafft hat, den Durchbruch als Schauspielerin zu erlangen. Es ist ihre ungezügelte Faszination für die Filmwelt und ihre Ambitionen als Journalistin, die ihre Figur dazu treiben, sich ins Abenteuer zu begeben, jedoch mangelt es Fanning an der nötigen Balance aus Naivität und euphorischem Enthusiasmus, um ihren Handlungsstrang glaubwürdig herüberzubringen. Der Zuschauer wird typisch für Allen in eine gekünstelte Form von New York entführt, was durch die wohltuende Atmosphäre, die der Regisseur formt, zu großen Teilen funktioniert, jedoch durch das einseitige Skript heruntergedrückt wird und das Ansehen zu einem echten Kampf macht. Als Zuschauer stellt man sich immer wieder eine Frage: Wie viele Filme wird Woody Allen noch machen, die sich in ihrer Handlung und ihren Charakteren vollkommen austauschbar sind, er jedoch diese Elemente immer und immer wieder nochmal aufzugreifen versucht? “A Rainy Day in New York” ist im Endeffekt nichts mehr als eine moderne Version von “Der Stadtneurotiker” – jedoch mit weitaus nicht so viel Charme und weniger Originalität. Und genau dies ist ein Zeichen, dass der New-York Fanatiker sich doch bald einmal zur Ruhe setzen sollte, denn ihm werden wahrscheinlich durch seine Probleme nicht nur die jungen Schauspieltalente ausgehen, sondern auch das Publikum, dass am Ende des Tages doch die immer gleiche Geschichte noch ein weiteres Mal abfrühstücken muss.
th_1000x668.jpg
Quelle: Filmwelt
Es ist gnadenlos klar, wie weit Allens filmische Kreativität reicht, nicht nur von den Geschichten, die er kreiert, sondern auch den eigenwilligen weiblichen Figuren die er erschafft und welche allesamt ihrem Leben den Rücken zukehren und erkennen, dass ihre große Liebe, nicht die Männer sind, mit denen sie sich liiert haben – es sind erfolgreiche Künstler, die man als ein Ebenbild von Allen selbst interpretieren könnte. Nichtsdestotrotz zeigt sich auch “A Rainy Day In New York” als eine Liebeserklärung an New York und das Kino – ein Film, der sich selbst nicht zu hohe Ansprüche stellt und bei dem man sich, wenn man sich gegen das Anschauen entscheidet, letztendlich auch nicht all zu viel verpasst hat.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Previous Story

Kritik: "Last Christmas" - Paul Feig

Next Story

Kritik: "The Doors" - Oliver Stone

Latest from Filmkritiken